Petra von der Pfotenhilfe Ungarn berichtet über einen Spaziergang:
„Wenn Anke und ich in Ungarn sind, und die Zeit es zulässt, holen wir zwei Hunde aus den Zwingern um mit ihnen spazieren zu gehen.
Und wie immer ist es keine leichte Entscheidung wer es denn sein soll. Schließlich hat es jeder der Hunde verdient etwas mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Jeder sollte die Möglichkeit haben, fremde Gerüche aufzunehmen, über Gras, Sand oder Waldboden zu laufen, in der Erde zu buddeln oder einfach nur mal etwas anderes zu sehen.
Dann kommt sie wieder, die Qual der Wahl, und wir überlegen mit welchen Hunden man zusammen spazieren gehen kann, wer besonders unter dem Eingesperrt sein leidet, wer schon sooo lange im Tierschutz-Zentrum sitzt und, und, und…
Und wie immer ist es so, wenn die Wahl auf zwei Hunde gefallen ist, kommt das schlechte Gewissen, das man die Anderen einfach sitzen gelassen hat.
Meistens, eigentlich immer, fehlt uns die Zeit für mehrere Spaziergänge, also bleibt es bei einem und der sollte wenigstens so lang sein, dass auch die Hunde etwas davon haben.
Bei der letzen Ungarn-Tour haben wir Batman und Pam mit zu einem Ausflug genommen. Beide waren so aufgeregt……konnten es nicht fassen, dass wir uns nun außerhalb des bekannten Geländes befanden.
Jeder Hund der uns bisher bei einem Spaziergang begleitete, war am Anfang verständlicherweise aufgedreht und jeder Rüde muss gefühlte hundert Mal markieren und scharren wie Graf Koks.
Ich führte Batman an der Leine und war über seine Leinenführigkeit begeistert, nachdem sich die erste Aufgeregtheit gelegt hatte. Anke, die Pam führte, hatte da schon mehr Schwierigkeiten. Pam konnte sich nicht mehr einkriegen und wollte überall auf einmal sein. Wollte laufen, aber gleichzeitig auch schnüffeln, und das am liebsten auf der rechten und linken Seite des Weges gleichzeitig. Da wird so ein Spaziergang schnell zu einem Kraftakt.
Die ersten paar Minuten sind meistens ein bisschen chaotisch, aber nachdem sich alle, Mensch und Hund, sortiert haben, genießen wir die Spaziergänge. Mit Batman machte es wirklich Spaß, denn er ging an keifenden Nachbarshunden vorbei, ohne dass er sich groß für sie interessierte. Was ihn allerdings in Aufregung versetzte, waren Pferde die auf einer Weide standen. Ich bin mir sicher, Pferde zählen nicht zu seinen Freunden.
Pam brauchte viel länger um „runter zu kommen“. Anke tat mir fast schon ein bisschen leid… aber auch Pam konnte an den keifenden Hunden ohne große Probleme vorbeigeführt werden. Sie zeigte Interesse, aber nur weil es Artgenossen waren und nicht um zu pöbeln.
Es war ein schöner Spaziergang bei angenehmen Frühabendtemperaturen und einer langsam untergehenden Sonne, die den Himmel in wunderschönen Farben tauchte. Die Hunde wurden ruhiger und konnten endlich ihren Ausflug genießen. Das ist dann auch der Moment, wo Anke und ich einfach mal quatschen über Alles und Nichts. Halt so, wie wenn es unsere Hunde wären und wir unseren täglichen Spaziergang mit ihnen machen. Einzig an dem Vorbeikommen von angeketteten Hunden, holt uns die Realität wieder ein, denn das ist Ungarn noch gang und gäbe.
Nach so einem Spaziergang, dann wenn wir die Hunde wieder in ihre Zwinger zurück bringen müssen, macht sich Wehmut über uns breit. Einerseits haben wir das Gefühl, zwei Hunden das geboten zu haben, was man seinen Freunden und Familienmitgliedern üblicherweise an Aufmerksamkeit entgegen bringt, andererseits tut es weh zu wissen, dass es nur für einen kleinen Moment im Leben dieser Hunde gewesen ist.
Nachdem sich die Zwingertüren geschlossen haben, schauen Batman und Pam hinter uns her….wir fühlen uns wie Verräter…
Tierschutz-Zentrum/Pfotenhilfe Ungarn e.V. - Petra -